Konzentriert arbeiten zu können, musste ich mir in den letzten Jahren neu aneignen.
Das habe ich im letzten Artikel beschrieben – und wie sehr mir mein analoges Bullet Journal dabei geholfen hat, wieder mehr Fokus zu finden.
Aber die Reise hört dort nicht auf.
Es reicht nicht, einfach ein Notizbuch zu führen und das Handy in den Flugmodus zu setzen.
Ich musste noch etwas anderes lernen - etwas, das ich früher eher ignoriert oder unterschätzt habe:
Gute Arbeit entsteht nicht durch immer mehr, sondern durch Fokus & Klarheit.
Und genau das ist der Kern dessen, was Cal Newport in seinem Podcast „The Tao of Cal“ zusammenfasst und seinen Büchern immer wieder betont:
Kontextwechsel vermeiden.
Konzentration schützen.
Systeme aufbauen.
Räume gestalten.
All das klingt in der Theorie logisch und nachvollziehbar, aber in meinem Alltag als selbstständiger Webentwickler, Digitalberater, Familienvater und Mensch nicht immer einfach.
Weniger gleichzeitig – dafür mit mehr Tiefe
Ich habe früher oft an vielen Dingen gleichzeitig gearbeitet: Webseite-Projekt hier, Strategiegespräch da, LinkedIn-Post für zwischendurch und abends noch schnell etwas für morgen vorbereitet - oder eine Runde gespielt.
Klar, ich war „produktiv“.
Aber innerlich war ich permanent getrieben. Ich hatte das Gefühl, nie richtig fertig zu werden – nie ganz präsent zu sein. Weder im Job noch zu Hause. Heute versuche ich, weniger parallel zu machen - maximal drei Themen pro Tag.
Und ich merke: Die Arbeit wird besser. Ich bin ruhiger. Ich habe wieder das Gefühl, etwas wirklich abschließen zu können.
Tiefe Konzentration hat einen festen Platz im Kalender
Meine produktivste Zeit war schon immer der frühe Morgen. Als Angestellter war es die Zeit, in denen Kolleg:innen noch nicht auf Arbeit waren und ich ungestört „Sachen erledigen konnte“. Auch heutzutage schaffe ich zwischen 8 und 11 Uhr die meiste tiefe Arbeit. Deswegen schütze ich diese Zeit in meinem Kalender.
Keine Meetings. Keine Mails. Kein Slack.
Nur ich, mein Journal und maximal zwei Aufgaben.
Diese drei Stunden machen oft den Unterschied zwischen einem guten und einem gestressten Tag.
Systeme entlasten – nicht kontrollieren
Ich liebe Technik. Aber ich habe gelernt, dass sie mir nur dann hilft, wenn ich sie nicht als Ablenkung nutze.
Deshalb schreibe ich meine Tagesplanung bewusst auf Papier - langsam, von Hand.
Der Effekt: Ich komme mit den Aufgaben in Kontakt. Ich sehe sie, spüre sie, verstehe sie - eher wie bei Rammstein als bei Räucherstäbchen. Was ich nicht auf Papier erklären kann, ist meistens zu viel.
Mein Kalender, mein Journal, mein Taskmanager - sie sind nicht Kontrollwerkzeuge. Sie sind Filter.
Und sie helfen mir, einen klaren Kopf zu behalten in einem Alltag voller Rollen, Erwartungen und Möglichkeiten.
Remote-Arbeit braucht Struktur – und Grenzen
Ich arbeite fast komplett remote. Das ist ein Privileg und auch eine Herausforderung.
Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, meine Erreichbarkeit zu begrenzen.
Slack, Mails und schnelle Fragen zwischendurch können sonst den ganzen Tag zerschießen.
Also habe ich Kommunikationszeiten eingeführt:
Ich beantworte Mails erst ab mittag - und schalte Benachrichtigungen davor auch ab.
Mein Arbeitsraum ist mein Schutzraum
Ich arbeite zu Hause, in einem eigenen kleinen Büro. Und ich habe gemerkt: Der Raum verändert mein Denken.
Wenn hier Ordnung ist, arbeite ich klarer. Wenn ich die Tür schließe, bin ich „auf Arbeit“.
Klingt banal - ist aber unglaublich wirksam. Ich bin nicht mehr überall gleichzeitig. Ich bin hier.
Offline ist keine Pause – sondern echte Präsenz
Ich habe Social Media vom Smartphone verbannt. Keine Likes mehr zwischendurch. Keine Posts um 21 Uhr.
Dafür mehr Zeit mit den Kindern. Mehr Spaziergänge. Mehr Langeweile und damit auch: mehr Kreativität.
Nicht als „Verzicht“, sondern als bewusste Entscheidung.
Was bleibt?
Ich bin nicht perfekt. Ich rutsche auch heute noch manchmal in alte Muster.
Aber ich habe verstanden, dass Konzentration nicht nur eine Fähigkeit ist - sondern ein Lebensstil.
Einer, der nicht nur meine Arbeit besser macht, sondern auch mein Leben leichter.
Und ehrlich: Dieses Gefühl, wirklich bei einer Sache zu sein, will ich nicht mehr hergeben.