Als selbständiger Webdesigner mögen die Ansichten zuerst irritieren. Denn:
- Nicht jede:r benötigt eine Webseite, um sich selbst oder das Unternehmen für Kunden attraktiv zu machen oder neue Kunden zu gewinnen.
- Es muss nicht auf jeden neuen Design-Trend aufgesprungen werden, um erfolgreich zu sein.
- Eine neue Webseite löst keine bestehenden Probleme automatisch.
Warum wird dann trotzdem oft so argumentiert, dass jedes Unternehmen unbedingt eine Webseite benötigt? Wahrscheinlich ganz einfach.
Weil man damit Geld verdienen kann.
Ich möchte nicht gegen Agenturen und Webdesigner argumentieren. Das wäre nicht fair. Sicherlich sind Unternehmen auch nicht ganz unschuldig. Oft spielt auch ein gewisser Zeitdruck eine Rolle oder, oder, oder...
Ich möchte viel lieber zeigen, was meiner Meinung nach zu oft vergessen wird.
Nicht alle Webseiten-Besucher sind auch Kunden
Zuerst muss man sich klarmachen, dass nicht alle Besucher einer Webseite auch Kunden sind. Und nicht alle Kunden besuchen die Webseite. Und da diese Gruppen nicht deckungsgleich sind, sind auch die Bedürfnisse unterschiedlich.
Die Überschneidung kann je nach Unternehmen und Branche größer oder kleiner sein, 100 % deckungsgleich ist sie aber nie. Und um es noch einmal klarzumachen, mit Kunden meine ich (auch) Neukunden, potenzielle Kunden oder Bestandskunden.
Beispielsweise müssen nicht alle Kunden eines Handwerkbetriebes auch auf die Webseite des Unternehmens schauen. Vielleicht rufen sie lieber an, oder sie sind auf anderen Plattformen unterwegs? Webseiten-Besucher können auch nur auf der Suche nach Informationen sein, werden aber niemals Kunden des Unternehmens. Beides ist nicht ungewöhnlich und es gibt noch zahlreiche weitere Gründe.
Was daraus folgt:
Man muss als Webseiten-Betreiber genau wissen, für wen die Webseite einen Nutzen haben soll.
Es gibt unterschiedliche Zielgruppen, jede hat individuelle Bedürfnisse. Alle sind wichtig bei der Konzeption einer Webseite.
Beantworte für dich doch mal die folgenden drei Fragen:
- Wen möchtest du mit deiner Webseite ansprechen?
- Welchen Nutzen möchtest du den Kunden bringen?
- Wer von deinen Kunden ist auch Besucher?
Jede einzelne Seite einer Webseite benötigt eine Funktion
Eine weitere Herausforderung ist es, dass nicht jeder Besucher die gleichen Seiten aufruft.
Ein:e Besucher:in hat den Firmennamen vielleicht irgendwo gelesen, gibt die Domain ein und landet so auf der Startseite. Oder ein:e andere:r Besucher:in kommt über eine Suchmaschine oder ein soziales Netzwerk auf eine Unterseite.
Beide Wege sind wichtig, beide Wege sind richtig, an beide Wege sollte gedacht werden. Und es gibt mehr als diese beiden Wege.
Deshalb ist es wichtig, dass jede einzelne Seite einer Webseite eine möglichst einzigartige Funktion erfüllt. Manche Seiten sind Weggabelungen, manche Seiten stellen Informationen zur Verfügung und andere Seiten wollen Informationen von den Besuchern bekommen.
Eine Seite = Eine Funktion.
Beispielsweise muss auf der Startseite nicht jede einzelne Dienstleistung oder Produkt eines Unternehmens aufgelistet werden. Und nicht auf jeder Unterseite muss die komplette Firmengeschichte und alle Ansprechpartner aufgeführt werden. Weniger ist besser. Und wenn man für bestimmte Seiten keine Funktion findet, kann man eventuell sogar auf sie verzichten oder die Inhalte anderweitig unterbringen.
Hier ist die Kunden- bzw. Besucher-Perspektive wichtig. Dabei helfen zwei einfache Fragen:
- Wer besucht diese Seite hauptsächlich?
- Welche Funktion soll diese Seite für die Besucher erfüllen?
Eine Webseite ist nur ein Werkzeug. Im Koffer sollte aber noch mehr sein.
Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.
Eine Webseite ist auch »nur« ein weiteres Werkzeug in der Kundenansprache.
Als lokales Unternehmen mit festem Kundenkreis und laufendem Geschäft braucht es nicht zwingend eine umfangreiche Webseite mit ausgefallenen Funktionen. Ein Relaunch einer Webseite bringt erstmal keine neuen Kunden.
Eine Webseite ist immer nur ein Teil einer digitalen Unternehmensstrategie.
Was ich damit sagen möchte: Schaue auch hier wieder aus der Kundensicht.
- Sind die Kunden überhaupt im Internet unterwegs?
- Gibt es bestehende Plattformen, auf denen die Kunden bereits unterwegs sind?
Den Kunden nicht aus den Augen verlieren
Abschließen möchte ich den Artikel mit einer Bitte.
Bleib mit deinen Kunden im Kontakt.
Sprich mit ihnen.
Frag, wie du helfen kannst.
Hör zu, welche Probleme sie haben.
Nur wenn eine Webseite für die Kunden sinnvoll ist, solltest du diese auch als Lösung anbieten.