The Tech Exit

Claire Morell

Als ich in einem Podcast von dem Buch hörte, musste ich es lesen. Und der Untertitel verrät bereits, in welche Richtung es geht: "A Practical Guide to Freeing Kids and Teens from Smartphones".

Unsere Jungs kommen langsam in das Alter, indem Freunde und Freundinnen bereits mit einem Handy unterwegs sind und irgendwie fühlte sich dies nicht okay.
Nach dem Lesen des Buches würde ich eher sagen, dass es aktiv schädlich für Kinder und Jugendliche ist.

Vorweg: Ich fand die Inhalte relevant und die Beispiele und Argumente durchweg nachvollziehbar. Auch ich merke, dass Handys als ständiger Begleiter nicht gut sind. Die Effekte auf Kinder hatte ich dabei ehrlichweise unterschätzt und das Buch hat mir gute Handlungsempfehlungen mitgegeben.

Die Autorin fängt damit an, zwei wichtige Eckpfeiler der kontrollierten Handynutzung für Kinder abzureißen: Bildschirmzeitbegrenzung und Elternkontrolle.

1. Bildschirmzeiten funktionieren nicht!
Jede kleine Dosis erzeugt ein extremes Verlangen und schüttet dabei Dopamin aus. Das Problem: Dopamin sorgt nicht für Befriedigung, sondern nur noch mehr Verlangen. Jeder "Like", jedes Video, jedes Bild.
Die reine Anwesenheit von Handys ist dabei bereits störend und statt Besserung erzeugen Limits eher ein "Fear of missing out".
Je eher Kinder dabei ein Handy bekommen, desto schlimmer der Effekt auf die mentale Gesundheit. Es wurden auch bereits bleibende Augenschäden beobachtet, da die Kinder nicht mehr blinzeln.
Die einzige, funktionierende Möglichkeit ist es, Handys und Bildschirme wegzunehmen.

2. Elternkontrollen sind nur ein Mythos
Im Endeffekt gibt es zu viele Wege drumherum. Das kenne ich auch meiner Jugend auch noch zu gut. Für jede Beschränkung gibt es mehrere Möglichkeiten der Aushebelung.
Was noch gravierender ist: Die Gerätehersteller und Plattformbetreiber stehen auch nicht 100% dahinter, da es im Endeffekt ihr Geschäftsmodell schädigt.

Wenn wir versuchen, die Zeit mittels Limits oder Kontrollen zu beschränken, geben wir indirekt zu, dass es ein Problem werden könnte. Es gibt immerhin keine Beschränkungen für Bücher, Rad fahren, Lego spielen oder Karten- und Brettspiele.

Als Startpunkt empfiehlt die Autorin einen digitalen Detox, ähnlich dem Konzept aus "Digital Minimalism" von Cal Newport. Mögliche Regeln könnten dabei sein:

  • keine Videospiele
  • keine Handys & Tablets
  • kein Social Media
  • kein Fernseher (außer für gemeinsame Familienfilme)
  • Handys der Eltern in "Handygarage"

Dies sollten Kinder & Eltern eine Zeit lang probieren. Mindestens eine Woche, besser 30 Tage. Und dann erst nach und nach sinnvolle Technik wieder zurückholen und alles andere weglassen.

Was sich dann einstellt, ist erst einmal eine gewisse (Un-)Ruhe und Langweile, die aber gut ist. Die freigewordene Zeit soll mit sinnvollen Alternativen gefüllt werden, möglichst draußen und ohne digitale Anbindung. Statt Gedanken auf Social Media zu teilen, sollen die Kindern (& Eltern) diese in ein Tagebuch/Journal/... schreiben. So bleiben sie privat.

Und noch eine Entwicklung sieht die Autorin kritisch: Bildschirme in der Schule. Laut ihr gibt es keine nachweisliche Verbesserung der Lernergebnisse, auch nicht bei dedizierten Wissens- oder Lerninhalten. Die Kinder sollen laut ihr Fokus lernen, wobei Papier deutlich eher dabei hilft als Apps.

Als Abschluss wird das Buch malt das Buch noch ein etwas größeres Bild.
Im Endeffekt sei das höchste Bestreben des Menschen, etwas zu erschaffen, was größer ist als er selbst. Viele technische Geräte und soziale Medien verschieben diesen Fokus aber in Richtung Konsum, also "in uns".

The screen exists to serve them ...

Dieser Konsum, der ständige Spaß und die unmittelbare Befriedigung führen zu einem "stumpfen und unbewusstem Leben". Der Inhalt wird dabei egal.

Und genau deswegen funktionieren bisherige Maßnahmen auch so schlecht: Weil sie das dahinterliegende Problem nicht adressieren.
Es geht nicht um Limits, sondern eine echte Fokusänderung und Aktivitäten außerhalb von Technik zu finden. Dies fördert die Selbstkontrolle, was im späteren Leben extrem wichtig ist.

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